Dienstag, 18. Juni 2013

Diesmal hitzemäßig unterwegs...


Und wieder mal open-micten wir bei Wetterextremen: War es letztes Mal ein extremes Gewitter, so waren es diesmal um die 34°C im Schatten. Trotzdem fanden sich Menschen ein – sowohl Auftretende als auch Publikum. Hut ab vor all jenen, die das 34. farce vivendi open mic sämtlichen Bädern und anderen Sommergenüssen gegenüber bevorzugt haben (und derer waren gar nicht mal so wenige).

Die übliche Eisbrecherei brachte (so wie schon auch die letzten Male auch) wieder einmal ANDI PIANKA als Startnummer 0,00 auf die Bühne. Diesmal ausnahmsweise kein Slamtext, sondern die Sommergrillparty von Julia und August, auf der sie statt des Spittelbergs den Wilhelminenberg besteigen, um rund um die geopferten Grillhendln anstatt der üblichen Opfertänze den Frankfurter, den Debreziner, den Berner und den Käsekrainer zu tanzen, während drei Millionen Esel das kronische Kleinformat lesen.

In medias res ging als Erster der sowieso „übliche“ Startnummer-1-Verdächtige (zur Klarstellung: die Reihenfolge wurde wirklich fair von sämtlichen Glücksfeen gezogen und nicht etwa von den ModeratorInnen vorbestimmt), nämlich ELWOOD LOUD. Als die Kameras aus waren, hielt er eine Rede vor dem Hohen Haus, in der er seiner Angst, daß uns die Trotteln ausgehen, wenn wir das Durchfliegen abschaffen, Ausdruck verleihte. Nach der maximalen Durchtrottelung verträgt Österreich grad mal 3 intelligente Menschen, weil man sonst als KHG wegen seiner schönen Haare steuerlich verfolgt wird.

Ihm folgte Neo-Poetry-Slammerin FRANZISKA, die mit ihrem ersten Text an Sattheit erstickte („Bald schlägst du zu, bald läßt du nach“). Es folgten die Parallelen zwischen Musik und Schießkunst („Damals waren wir Pioniere, heute tragen wir Abzeichen (...) Damals waren wir Solisten, heute sitzen wir im Graben“), bis als letzter Text das irdische Tabernakel kam bzw. der Sumpf sentimentaler Haßtiraden („Das Bild ist mies, du wartest auf den Schnitt“).

Bus-Bim-Slam-Neoprofi GEORG HARLEKIN brachte Sehnsuchtstexte: Erst über die Wurzel des Übels über Schiffbrüchige aus dem Ozean der Tränen, dann ging die Reise mit der Spitze der Lokomotive (dies Wort vom Autor wunderbar betont), bis als Letztes das Leben zum Tanz wurde – auch für den traurigen Narren: Errettet mich! Wohin? Vielleicht fliehen?  

Nicht Neo, sondern bereits häufiger Gast ist WOLF MORRISON. Er und seine Gitarre brachten die Mikros und deren Ständer sehr ins Schwitzen. Aber obschon er schwitzt, singt er: „I sing fia di a liebes Liebesliad“. Als Zweites folgte die Liebeserklärung an die Stadt („I leb in ana Idiotenstadt“)

Und nun ward Pause.

Klarerweise eröffnete MELAMAR den zweiten Teil. Sie ließ das Publikum über Gedichte der Seiten 3 bis 59 abstimmen. Gewählt wurden die Nummern 8, 22, 30, 21, 5, 7 (erinnert fast schon an die Gewinnzahlen einer Lottoziehung): Eine fahrende Landschaft mit dem Lächeln des Nebels, ein „you call me cheap“, der Klassiker „God is the mother of the universe“ (denn „the west is not the best“), danach drohten Bomben, daraufhin mit Insomnia die Schlaflosigkeit, bis der Traum des Baumes den Auftritt beendete.

Dialekt-Slam-Experte HARRY P. ließ Gustl und Fanny sich miteinander unterhalten, wo ein Frühstück machen der größere Wunsch als ein „Ich liebe Dich“ wäre. Dem folgte ein Reimgedicht über ein schönes Leben, ehe am Schluß statt eines Hundes auf einmal ein Papagei gekauft wurde. Denn bellen kann der eh auch.

Neuling CHRISTIAN („Wenn man’s runternimmt, geht’s auch" – auf’s Mikro bezogen) brachte einige Kurzgedichte. Tom ist groß geworden und als fragmentierte Seele mag er E gehen, er geht also nach Spanien. Wo alles global lokalisiert ist, wird auch die Luft privatisiert werden. Der Mond scheint immer, der Winter ist kalt und Deutschland reißt er das EU aus der Mitte – als Textterror Ottakring).

Wieder mit dabei: MARLIES THUSWALD. Erst wurden Fliederschatten zu Fliederküssen. Dann folgte das damalige „einfach“ der Sandburgen (Die große Welt in Kinderhand: Und jetzt? Der Sand ist verflogen und die Uhr hat ein Loch). Mit einem Inselglück setzte es allerdings doch ein Happy-End.

Und kurz bevor es aussah, als wäre dieses Open Mic an dieser Stelle zu Ende, tauchten im letzten Moment doch noch zwei „Bus-Bim-Menschen“ auf. JASMIN hat die Lieblingszahl 12, dennoch erleidet sie in auf diese Zahl abgestimmten Jahren Gehirnerschütterungen. 2013 wird alles besser: Ich spiele zwar Jasmin (1), doch ich könnte sie mit Ratatatatata-Bumm brauchen (2), denn es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit (3), also befreie Dich (4)!

Den Abend beendete der wohl häufigste Gast unserer Veranstaltungsreihe, nämlich CHRISTIAN „SCHREIBI“ SCHREIBMÜLLER. Er las Gedichte, die vor ungefähr zwei Jahrzehnten erstanden sind – „Canzone triste“ über die Tenöre, die Messerhelden sind, doch „viel zu pünktlich kam der Bus“ (etwas, das wohl kaum jemals beim Bus-Bim-Slams passiert). Die Liebe, die zwar keine Chance, aber auch keine Fiktion ist, folgte. Im zerwühlten Bett gab die Hüfte nach – und gezielt wird halt immer wieder auf’s Heazz.

Und damit ist der Abend wieder mal vorbei. Das Farce Vivendi Open Mic entläßt euch in die Sommerpause. Voraussichtlich am 17.September sehen wir uns wieder. Aber abgesehen davon hoffentlich morgen (19.6., 19h) bzw. Samstag (22.6., 17h, U1 Kaisermühlen) beim Bus-Bim-Slam.

Es ist nun ca. 5:55 in der Frühe (Ja, einige von uns waren noch sehr fortgeh- und trinkwillig). Der Autor dieser Zeilen sieht durch sein Fenster immer mehr Helligkeit. Und da er heut noch zu schlafen vorhat (da morgen Bus-Bim-Slam XIX), beendet er hiermit diesen Bericht.

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